Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 1.6.2009
Februar 2009 |
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Februar 2004 |
Altbekannte(s) und Unbekannte(s) - Eine Reise nach Südamerika |
Vom 1. bis 23. Februar
reisten wir zusammen mit Brigitte Hack (ehemaliges Mitglied unseres
Ausschusses Weltkirche) und Klaus Göbler (aus München) auf
eigene Kosten nach Peru und Ecuador.
Intention der Reise war vor
allem, die Projekte und Einrichtungen zu besuchen, die mit Hilfe von
Haushaltmitteln, von Erlösen aus Flohmarkt und Weihnachtsmarkt
der Stichelfrauen und von vielen privaten Spenden unterstützt
werden. Nachfolgend der Bericht zum Besuch in Ecuador.
In QUITO, der Hauptstadt Ecuadors, besuchten wir die zwei Häuser des Mädchenheims „Talita Kumi“ und lernten deren Organisation und Mitarbeiter kennen.
12- bis 18-jährige vernachlässigte, misshandelte und missbrauchte Mädchen finden dort mitsamt ihren Kindern Zuflucht und Betreuung. Es wird versucht, die Jugendlichen zu selbstbewussten, willensstarken und zukunftsfähigen Persönlichkeiten heranzubilden.
Durch individuelle Beratung und umfassende Unterstützung in sozialer, medizinischer, psychologischer und juristischer Hinsicht erhalten die Mädchen Hilfe, ihre schweren Schicksale aufzuarbeiten. Viele von ihnen haben nicht nur körperliche sondern vor allem schwerste seelische Verletzungen erlitten. Im schützenden Rahmen der Herberge finden sie Zeit und Ruhe, damit diese heilen können.
Während das Haus 1 eher den Charakter einer „Intensivstation“ hat, können die Mädchen im Haus 2 längere Zeit (bis zu ca. zwei Jahre) bleiben. Einige bekommen dadurch auch die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen oder eine berufliche Qualifizierung zu erwerben.
Dass die liebevolle Zuwendung und intensive Betreuung Früchte trägt, durften wir bei unseren Besuchen selbst erleben. Trotz schlimmster Erfahrungen konnten die Mädchen fröhlich und mit kindlicher Ausgelassenheit spielen und feiern. Selbstverständlich wurden die deutschen Besucher dabei nicht „verschont“: Auf 2400 Metern Höhe „Rock and Roll“ zu tanzen oder auf rund 3000 Metern „Katz und Maus“ zu spielen war für uns eine echte Herausforderung für Atmung und Kreislauf.
Sowohl die Begegnungen mit den Mädchen als auch die Gespräche mit den Erzieherinnen und vor allem mit dem engagierten Heimleiterehepaar im Haus 2, Alexandra Vinueza und Diego Manangon, haben uns den Sinn und die Notwendigkeit dieses Projektes deutlich vor Augen geführt. Umgekehrt gibt ihnen unser Besuch Kraft und Motivation, die oftmals schwierige Arbeit weiterzuführen.
Die Reise war für uns eine große Bereicherung und wir hoffen, dass wir auch etwas „zurücklassen“ konnten. Es war uns wichtig, unseren Partnern in Südamerika das Gefühl zu geben, dass wir uns für sie als Menschen interessieren, für kurze Zeit Leben mit ihnen teilen wollen und sie nicht Objekte unserer Großzügigkeit sind.
Im Januar reisten Ute Reus und Klaus Holzäpfel nach Ecuador. Wir wollten das von unserer Gemeinde unterstützte Projekt besuchen – und natürlich auch etwas von Land und Leuten kennen lernen. Dabei gab es viele Zusammentreffen mit alten Bekannten, aber auch zahlreiche neue Begegnungen, Erfahrungen und vielfältige Eindrücke.
Die Arbeit im Mädchenheim „Talita Kumi“ ist noch immer die gleiche – und doch jeden Tag anders, denn ständig kommen neue Mädchen und jedes bringt seine ureigene Geschichte mit.
Die Leitung des Hauses liegt weiterhin in den bewährten Händen von Madre Isabel Galarza und ihrer engen Mitarbeiterin Maria.
Neu bei diesem Projekt ist die „Talita 2“ – der Bau eines zweiten Hauses. Wir konnten die Baustelle besichtigen und sind begeistert von der hellen, freundlichen und durchdachten Architektur. Im Frühjahr soll das Haus eingeweiht und damit für einige Mädchen völlig neue Lebensperspektiven geschaffen werden.
Neben dem Projekt durften wir auch manches von Ecuador kennen lernen. Höhepunkte waren das nächtliche Quito, die schneebedeckten oder rauchenden Vulkane, stille Bergseen in 4000 m Höhe, das Bad in heißen Quellen mit anschließender Abkühlung im eisigen Bergbach, die „Ersteigung“ der Kathedrale von Ambato, ein Ausflug in den Urwald – und die zahlreichen Begegnungen mit offenen, gastfreundlichen Menschen.
Doch auch die andere Seite des Landes blieb uns nicht verborgen, wie z.B. die Verschmutzung des Trinkwasserreservoirs der Hauptstadt durch Erdöl und die monatelange Verschleppung der nötigen Sanierungsarbeiten; der alltägliche Kampf mit Behörden und Strukturen; Armut und Überlebensstrategien.