Thailändische Kultur und Thailändisches Leben
Liebe Freunde, Verwandte und Unterstützer!
Der
vergangene Monat war voll von interessanten Erfahrungen und
Erlebnissen von denen ich in meinem fünften Rundbrief berichten
möchte.
Mitte April findet in
ganz Thailand das traditionelle Neujahrsfest Songkran statt, das
gleichzeitig auch ein riesiges Wasserfest ist. Zu diesem Anlass
hatten wir im Zentrum zwei Wochen Ferien, in denen ich
ursprüngliches thailändisches Leben auf dem Dorf entdecken
durfte. Die zweite Ferienwoche habe ich am Strand auf der
wunderschönen Insel Koh Samui verbracht.
Am Ende will ich
noch kurz auf die Reisprobleme der aktuellen Nahrungsmittelkrise
eingehen.
Viel Spaß beim Lesen!
P.S.: Beachten Sie auch die schönen und interessanten Bilder hier auf meiner Homepage unter „Galerie“!
Songkran – das thailändische Neujahrsfest
Songkran ist das thailändische Neujahrsfest und gleichzeitig ein riesiges Wasserfest. Das ganze Fest dauert 7 Tage (vom 13. bis zum 19. April), wird aber in den verschiedenen Regionen Thailands jeweils nur zwei oder drei Tage lang gefeiert. Um sich ein frohes und glückliches neues Jahr zu wünschen übergießt man sich gegenseitig mit Wasser und schmiert sich eine weiße Masse aus Puder, Öl und Wasser ins Gesicht. Das mit dem Wasser artet jedes Jahr in eine große Wasserschlacht aus. Überall stehen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, am Straßenrand und bewerfen die vorbeikommenden Menschen mit Wasser. Zu Fuß oder mit einem offenen Fahrzeug kommt man in diesen Tagen so gut wie nie trocken ans Ziel.
Zu diesem uralten thailändischen
Fest gab es natürlich auch bei uns im Zentrum wieder eine
Aktivität (am 10. April) mit den und für die Frauen. Wie
üblich mussten wir Freiwilligen dabei eine Vorführung
machen und haben uns wieder einmal für einen traditionellen
Thai-Tanz entschieden.
Wir mussten schon morgens um 7 Uhr nach
unten gehen, damit die Schülerinnen aus dem Frisörsalon uns
für unseren Tanzauftritt richten konnten. Wir bekamen die Haare
gemacht, wurden geschminkt und in unsere Thai-Kleidung gesteckt.
Die Frauen fingen den Tag um 8 Uhr im Tempel an. Leider konnten wir
dort nicht hin, weil wir noch beim Frisör saßen und es mit
unserer Kleidung sowieso unmöglich gewesen wäre. Die
Schülerinnen im Tempel haben gebetet und danach den ganzen
Tempel geputzt!
Ab 9 Uhr kamen alle zurück ins Zentrum und um
halb zehn begann hier die eigentliche Aktivität mit einer
kurzen Rede von Schwester Supaporn. Dann haben die
Thai-Mitarbeiterinnen ein Lied gesungen und nach dem
obligatorischen Gruppenbild mit allen Schülerinnen und Gästen
waren auch schon wir mit unserem Tanz dran. Der Tanz lief sehr gut
und nahezu ohne Fehler ab (soweit ich das mitbekommen habe, weil
ich alleine ganz vorne stand und die beiden anderen Tanzpaare hinter
mir). Die Thais – vor allem natürlich unsere Schülerinnen
– waren begeistert. Es hat uns auch sehr viel Spaß
gemacht. Zum Dank hängten viele der Schülerinnen uns
Blumenketten um. Weitere Programmpunkte der Aktivität waren
ein Wettbewerb im Blumenketten basteln und ein
Thai-Kleidungs-Wettbe-werb. Außerdem gab es weitere Tänze
und Thai-Spiele für alle sowie eine Tanz-show von den
Schülerinnen. Nebenher wurden Sets mit Wasserschalen, Babypuder
und Öl verkauft. Das mischten die Schülerinnen zu einem
Brei und schmierten es jedem ins Gesicht. Dazu wünschten sie ein
frohes neues Jahr und viel Glück und Erfolg. So will es der
thailändische Brauch.
Gegen Ende der Aktivität
mussten alle Mitarbeiterinnen, Freiwilligen und Gäste sich auf
Stühle in einer Reihe setzten. Die Schülerinnen stellten
sich mit ihren Wassergefäßen auf und gingen dann an uns
vorbei, wobei sie jedem Wasser und/oder Öl über die Hände
und den Oberkörper gossen und gute Wünsche aussprachen. Wie
zu erwarten waren wir hinterher tropfend nass und außerdem auch
ziemlich weiß, wegen all des Puders im Wasser. Doch dann fing
die eigentliche Wasserschlacht erst richtig an. Zu Musik wurde
getanzt und mit Wasser gespritzt und geworfen. Die Schülerinnen
kamen mit ganzen Eimern und haben sie über uns ausgeleert.
Wirklich fies war es, als ein paar drauf kamen, sie könnten Eis
ins Wasser tun und uns das dann in den Rücken kippen. Außerdem
gab es dann noch Mittagessen – auch draußen. Wie in alten
Zeiten war der Klebreis (sticky rice) in Bananenblätter
eingewickelt und wurde mit gebackenen Hühnerbeinen serviert. Zum
Nachtisch gab es Eiscreme.
Es war ein sehr schönes Fest und
hat allen viel Spaß gemacht! Außerdem gab es danach zwei
Wochen Ferien!
Urlaub
einmal anders – Vier Tage Leben auf dem Dorf
Ich hatte die Möglichkeit,
ein paar Tage der ersten Ferienwoche mit P’Tim in ihrem Dorf im
Isaan zu verbringen. Der Isaan ist die nordöstliche Region
Thailands und gleichzeitig der ärmste Teil des Landes. Die
Dörfer sind teilweise noch immer von großer Armut geprägt
und sehr viele unserer Schülerinnen kommen von dort.
Nok, die
hier in der Küche hilft, ist auch mitgefahren und so hatte ich
später die Möglichkeit auch noch ihr Dorf zu sehen.
Los
ging es am Freitagabend (11. April) mit dem Bus! Dieser sollte um 9
Uhr abends von der Haltestelle in Pattaya abfahren. Um viertel nach 9
waren wir dann auch unterwegs. Allerdings leider in zwei
verschiedenen Bussen, weil P’Tim ihr Busticket früher
gekauft hatte, als Nok und ich. Während der Nacht standen wir
einige Zeit im Stau, so dass wir erst am anderen Mittag (nach gut 13
Stunden Fahrt) in Udon Thani waren. Zumindest Nok und ich waren da –
P’Tim leider noch nicht. Ihr Bus kam knapp zwei Stunden später
an. Also haben wir uns die Wartezeit mit einem Mittagessen verkürzt.
Als P’Tim dann endlich da war, ging es auch gleich weiter mit
dem nächsten Bus. Diesmal in Richtung Sakhon Nakhon. Nach etwa 2
½ weiteren Stunden konnten wir dann endlich in einem größeren
Ort aussteigen. Aber noch waren wir nicht am Ziel. Auf dem Markt im
Ort hat P’Tim das Essen für die nächsten Tage
eingekauft. Dann haben wir uns mit Bekannten aus P’Tims Dorf
getroffen. Auf einem Pick-Up (mit 7 Leuten, Gepäck und etlichen
Großeinkäufen) ging es noch mal etwa eine halbe Stunde
durch die Pampa zu P’Tims Dorf. Das Dorf „Baan Ti Thai“
besteht aus etwa 20 Häusern und einem kleinen Dorfladen. P’Tims
Haus ist dabei das, was – meiner Meinung nach – am
ärmlichsten aussieht obwohl ihr eigentliches Grundstück
recht groß ist. Gegen 18 Uhr waren wir endlich am Ziel und
wurden von P’Tims Tochter, deren Freund und P’Tims
jüngstem Sohn empfangen. Abends gab es natürlich Essen und
nachdem ich die interessante „Dusche“ ausprobiert habe,
bin ich auch gleich ins „Bett“ gefallen und habe
geschlafen.
Zu
„Haus“, „Badezimmer“, „Dusche“
und „Bett“:
P’Tims
Haus steht – wie dort im Nordosten üblich – auf
Stelzen, unter denen eine Menge Platz ist. Früher haben dort die
Tiere (vor allem Kühe und Elefanten!) ihren Platz gehabt. Der
Boden besteht aus Holzplanken und die Wände sind ein Geflecht
aus Ästen und getrockneten Blättern. Das Dach ist
Wellblech. Das Haus hat eine große, überdachte Veranda, wo
gekocht und tagsüber gelebt wird. Es gibt Strom – wenn er
nicht gerade mal wieder ausfällt – und deshalb natürlich
auch ein Radio und einen Fernseher. Ein Wasserhahn, mit meistens ein
paar Stunden am Tag fließendem Wasser, befindet sich am
Grundstücksrand. Das Wasser wird von dort mit einem
Gartenschlauch in verschiedene Wasserbehälter aus Ton geleitet.
Die „Küche“ ist ein Miniaturregal mit ein bisschen
Geschirr und eine Gasherdplatte mit Gasflasche in einer Ecke der
Veranda.
Traditionsgemäß befindet sich das „Bad“
ein Stück vom Haus entfernt. Es ist ein offener Verschlag aus
Wellblech, das an Äste und Stämme genagelt ist. Innen ist
ein Stehklo (wie früher in Frankreich üblich) in den Boden
eingelassen und außerdem befinden sich zwei große
Tontonnen voll Wasser dort. Mit einer Plastikschüssel wird
Wasser aus den Tonnen geschöpft und als Klospülung, zum
Waschen, Duschen und Zähne putzen verwendet. Zum Duschen
schüttet man sich einfach mit der Schüssel Wasser über
den Kopf.
Ein richtiges Bett gibt es im Haus natürlich auch
nicht. Möbliert ist das eine Zimmer nur mit zwei Schränken
und zwei riesigen Plastiktaschen. Zum Schlafen werden Strohmatten auf
dem Boden ausgebreitet. Darauf kommen Decken auf die man sich legt
und sich dann mit weiteren Decken zudeckt. Im Haus haben P’Tims
Kinder geschlafen, deswegen haben Nok, P’Tim und ich auf der
Veranda übernachtet. Immerhin unter einem Moskitonetz.
Der
Sonntag
Auf
dem Dorf wir mit den Hühnern in’s Bett gegangen und mit
den Hühnern wieder aufgestanden. So sind wir am nächsten
Morgen um halb sechs aufgestanden. Nach einem kurzen Frühstück,
zu dem mir Kakao und Sandwiches serviert wurden (serviert, weil mir
als Gast leider nicht erlaubt war, auch nur irgendwie zu helfen),
ging es zum Dorftempel. Dieser liegt etwas außerhalb, weswegen
wir wieder auf irgend einem Pick-Up transportiert wurden. Dort sind
wir zum „Grab“ von P’Tims verstorbenen Ehemann
gegangen (gegen 7 Uhr) und es wurden Kerzen und Räucherstäbchen
angezündet. Dann gab es eine Zeremonie – zum Beginn der
Songkran-Tage im Isaan – mit Mönchen in einer Art großen
überdachten Hütte. Dabei bekamen die Mönche sehr viel
zu Essen. Vor allem natürlich Klebreis (sticky rice) was das
Hauptnahrungsmittel der Menschen dort ist. Was übrig blieb wurde
unter den Besuchern verteilt, die auch alle ihre typischen
Strohbehälter zur Aufbewahrung mitgebracht hatten. Danach haben
wir den eigentlichen Tempel – verschiedene Buddha-Figuren unter
einem Felsüberhang – mit Blumen geschmückt. Dort gab
es dann eine weitere Zeremonie, bei der die Mönche und Besucher,
die Buddhastatuen zum Neujahr mit Wasser übergossen haben.
Danach haben die Besuche noch den Mönchen Wasser über die
Hände gegossen. Nachdem sich die Menschen dann noch gegenseitig
mit Wasser ein „Gutes Neues Jahr“ gewünscht haben
ging es schließlich (3 Stunden später) wieder zurück
zu P’Tims Haus. Dort gab es dann endlich wieder etwas zum
Essen. Die Thais dort essen wirklich den ganzen Tag über! Zur
Nachspeise hat mir Num, der Freund von P’Tims Tochter, eine
Papaya frisch vom Baum gepflückt.
Den restlichen Tag haben
wir auf einem Ausflug verbracht. Ein Auto hat uns (P’Tim, Nok,
mich, P’Tims Tochter, ihr Freund, P’Tims Freundin und
deren Sohn) zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
gefahren. Schon alleine die Fahrt durch die Landschaft war sehr
interessant. Es gibt viele Reisfelder, einige Bäume aber auch
immer wieder recht kahles Niemandsland. Erster Stopp war bei einer
großen Tempelanlage an einem See. Wir haben die Tempelgebäude,
die Affen und die Kühe besichtigt und die Fische gefüttert.
Weiter ging es zum Mittagessen (Nudelsuppe und Eis) unterhalb eines
hübschen Waldtempels. Auf dem Rückweg waren wir noch einmal
auf dem Markt einkaufen. Dort gibt es neben „normalen“
Lebensmitteln auch wirklich alle Spezialitäten zu kaufen und
essen. Heuschrecken, Käfer, Ameiseneier, Geckos, Schlangen, …
. Dass ich auch von den gebratenen Heuschrecken gegessen habe, fanden
die Thais dann doch sehr interessant. Gefreut haben sie sich aber
natürlich auch.
Gesagt werden muss noch, das wir fast den
ganzen Tag patschnass waren – schließlich war Songkran.
Das heißt, dass die Kinder und Jugendlichen (oft aber auch
Erwachsene) am Straßenrand standen und Wasser in die
vorbeifahrenden Autos geschüttet haben. Da wir mit einem offenen
Wagen unterwegs waren habe wir natürlich immer wieder volle
Ladungen Wasser abbekommen. Am schlimmsten war es, wenn die Leute Eis
im Wasser aufgelöst hatten und das Wasser deswegen wirklich auch
eiskalt war!
Abends gab es Abendessen und dann kam der große
Sturm. Der Strom ist ausgefallen, also war es um kurz nach 19 Uhr
stockfinster um uns herum. Es kam starker Wind auf und in der Ferne
hat es geblitzt. Schließlich wurde daraus ein Gewitter, das
immer näher kam und außerdem hat es angefangen heftigst zu
regnen. Im Schein einer kleinen Kerze (die immer wieder vom Wind
ausgeblasen wurde) saßen bzw. lagen wir in P’Tims Hütte.
Nachdem das Unwetter nicht nachließ haben wir dort die Decken
ausgebreitet und um halb neun schliefen wir mehr oder weniger. Das
Unwetter – das in anderen Teilen Thailands sogar Menschen
umgebracht hat – wütete die halbe Nacht und hat dabei auch
den Badezimmerverschlag zum Einsturz gebracht.
Der
Montag
Am
nächsten Morgen sind nur wir aufgestanden (um 6 Uhr) – die
Hühner nicht mehr. Bis ich nämlich richtig auf war, hatten
P’Tim und ihre Kinder schon drei Hühner geschlachtet und
waren gerade dabei sie zu rupfen. Mit zwei dumpfen Knalls hat auch
der Nachbar zwei Hühner geschossen. Aus den Hühnern und
ihren Innereien wurde eine Suppe gekocht, die meiner Meinung nach
nicht sonderlich appetitlich aussah. Die gab es dann zum Frühstück
… Ich habe mich doch lieber an das Obst und den Klebreis
gehalten. An diesem Tag sind wir mehr oder weniger zu Hause
geblieben. Die Jungs haben das Bad wieder aufgebaut. Und diesmal
waren die Wände sogar so hoch, dass ich beim Duschen aufrecht
stehen konnte. Vorher ging mir die zum Haus zeigende Wand nämlich
nur bis zur Brust. Wir haben einen Rundgang durch’s Dorf
gemacht und sind immer wieder bei irgendwelchen Freundinnen von P’Tim
sitzen geblieben. Zum Mittagessen gab es Nudelsuppe im Dorfladen. Am
Nachmittag waren wir im Wald, etwa 2 Kilometer vom Dorf entfernt. Wir
haben dort Wurzeln und Blätter gesucht, die in einem Korb
gesammelt wurden. Dabei hat mir P’Tim die Süßkartoffelfelder
gezeigt, auf denen sie früher 7 Tage die Woche gearbeitet hat.
Und auch an einem Feld mit Chili-Sträuchern sind wir
vorbeigekommen – das war sehr interessant.
Dienstag
– Weiterreise zu Nok:
Der
nächste Tag war schon unser letzter Morgen. Nach einem
ausgiebigen Frühstück sind Nok und ich mit dem Bus weiter
zu Nok’s Dorf gefahren. Im Vorbeifahren konnte ich auch
Menschen bei der Ernte von Wassermelonen beobachten. P’Tim ist
am selben Abend noch zurück nach Pattaya gefahren. Nok und ich
waren gegen Mittag bei ihrem Haus in „Baan Dung“. Das
Dorf ähnelt mehr einer Kleinstadt und die Häuser sind
fortschrittlicher. Die meisten Häuser haben das Bad innen und
viele haben auch schon Betonwände. In dem Haus – wo Nok
ihre Kindheit verbracht hat – wohnen zwei von Nok’s
Brüdern. Nachmittags waren wir mit ihrem jüngeren Bruder in
einem anderen Dorfteil Songkran feiern. Diesmal standen wir an der
Straße und haben vorbeikommende Fahrzeuge bzw. Menschen mit
Wasser überschüttet. Lustig war das schon, auch wenn wir
natürlich selbst ziemlich schnell durch und durch nass waren.
Außerdem war unser Wasser eiskalt. Interessant fand ich, dass
wenn ältere Leute vorbeikamen wurde ihnen erst höflich ein
bisschen Wasser über die Schulter gegossen und ein frohes neues
Jahr gewünscht. Erst dann wurde viel Wasser geschmissen. Die
Leute waren auch alle freundlich und keiner hat sich beschwert.
Selbst die Polizisten in ihren Uniformen waren nass und trotzdem noch
freundlich. Nok hat mir das Dorfzentrum gezeigt wo es noch viel
heftiger zuging. Sogar ein Feuerwehrauto mit Wasserwerfer hat dort
die Leute nass gespritzt. Und aus großen Lautsprechern tönte
ohrenbetäubende Musik. Abends haben wir noch Nok’s Neffen
getroffen, die ihre Ferien als Kindermönche im Tempel nahe beim
Haus verbringen. Sie wollen nach den Ferien nicht mehr zurück in
die Schule nach Pattaya (sie leben hier bei einem von Noks Brüdern,
weil beide Eltern schon tot sind).
Weiterfahrt
nach Nongkhai:
Am
Donnerstag ging es dann weiter nach Nongkhai (wieder mit dem Bus) –
eine kleine Stadt direkt am Mekhong (und damit an der Grenze zu Laos)
gelegen. Laos Hauptstadt Vientiane ist nur 24 km entfernt und über
die nahe „Freundschaftsbrücke“ leicht zu
erreichen.
In Nongkhai haben Nok und ich eine Nacht übernachtet
und haben uns das dortige „Regina-Selbsthilfe-Zentrum“
angeschaut. Das Zentrum wird ebenfalls von Schwestern vom Guten
Hirten geleitet und richtet sich an die Frauen aus den umliegenden
Dörfern. Es soll helfen, sie davon abzuhalten, ihr Glück in
den Bars von Pattaya oder Phuket zu versuchen. Das Zentrum gibt den
Frauen Arbeit und einen regelmäßigen Verdienst mit dem sie
ihre Familie ernähren können. Es gibt eine Töpferei,
eine Weberei, eine Näherei und einen Verzierungs- und
Handarbeitsraum. Außerdem werden Seminare über den Anbau
von Pflanzen und ökologisch-ökonomischen Farmbau
abgehalten. Die Seminare können auch von anderen
Familienmitgliedern besucht werden. Des Weiteren gibt es
Englisch-Unterricht und andere Trainingsseminare. Die Qualität
der hergestellten Produkte, wie z.Bsp. T-Shirts, Schals, Taschen,
Kleider, Vasen, Kerzenhalter, … wird geprüft und ist sehr
gut. Die meisten Käufer finden sich in Europa, Australien und
Amerika. Die Kunden kennen das Projekt zumeist über
Ordensschwestern. Außerdem gibt es noch einen kleinen Laden
nahe Nongkhai, der allerdings nicht allzu gut besucht ist.
Angeschlossen an das Zentrum ist auch ein Projekt für
HIV/AIDS-Patienten, die dort Karten und Handarbeiten herstellen und
sich so ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Zentrum selbst ist
eigentlich nicht nur ein Zentrum sondern hat neben dem Haus in
Nongkhai noch eine große Farm außerhalb, sowie einige
Häuser auf einem Dorf.
Freitagabends ging es dann auch schon
wieder mit dem Bus in Richtung Pattaya. Nachdem wir – wie etwa
10 andere Leute auch – angeblich falsche Bustickets hatten, gab
es ein paar Probleme und wir mussten in Udon Thani raus aus dem Bus
und wurden in einen anderen Bus geschickt. Schließlich saßen
wir aber und sind am Samstagmorgen gegen halb acht zurück in
Pattaya gewesen.
Nahrungsmittelkrise
= Reiskrise in Thailand
Im
Rahmen der aktuellen Nahrungsmittelkrise wurden in den USA die
Reismengen für Hotels und Restaurant rationiert. Einer der
Gründe dafür liegt hier in Thailand, das eines der größten
oder sogar das größte Reisexportland der Welt ist.
Den
Bauern hier wird seit einigen Jahren empfohlen, auf ihrem Land
Gummibäume anstatt Reis anzubauen, weil das (angeblich) mehr
Geld einbringt. So ist in der Provinz Nongkhai zum Beispiel die
Fläche auf der Reis angebaut wird von 2,3 Millionen rai (1 rai =
1600 m²) auf 1,3 Mio rai gesunken. In der Region leben 900000
Menschen von denen jeder jährlich die Menge Reis von einem „rai“
isst. Es bleibt also wenig Reis zum Verkauf übrig, weswegen man
hier kaum mehr Reis kaufen kann und auch in allen Restaurants die
Essenspreise gestiegen sind. Doch trotzdem verkaufen die Bauern auch
den Reis, den sie eigentlich als Nahrung benötigen, um das Geld
zu bekommen. Später leiden sie unter Hunger, weil der Reis in
den Westen exportiert wurde und für die einheimische Bevölkerung
nicht mehr genug vorhanden ist. Außerdem ist der Reis natürlich
teurer geworden und die ärmeren Leute haben kaum genug Geld um
ihr Grundnahrungsmittel zu erwerben!