Weihnachten in Thailand und andere Feste
Liebe Verwandte, Freunde und Unterstützer!
Ich
wünsche Euch und Ihnen allen ein frohes und gesegnetes
Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2551!
(Die
Thais zählen Buddha-Jahre, deswegen leben wir hier (noch) im
Jahr 2550.)
Im folgenden Rundbrief berichte ich über die
monatlichen Aktivitäten im Zentrum und über Feste wie Loy
Krathong und Weihnachten.
Lasst Euch / Lassen Sie sich überraschen ...
Monatliche Aktivitäten im Fountain-of-Life-Zentrum
Jeden
Monat gibt es bei uns einen besonderen Tag für die Frauen, an
dem kein Unterricht stattfindet. Das Thema hängt oft mit
thailändischen, christlichen oder buddhistischen Festtagen
zusammen. Auf jeden Fall ist Spaß für die Schülerinnen
ein Muss.
An
zwei Monaten im Jahr – meist im März und im September –
findet anstatt eines Aktionstages an 3 oder 5 Tagen „Sex-Education“,
also eine Art Sexualkundeunterricht, statt. Ansonsten hatten wir im
August den Muttertag, der mit dem Geburtstag der Königin
zusammenhängt, im Oktober Sporttag, im November eine Aktion zum
thailändischen Lichterfest Loy Krathong und im Dezember
Weihnachtsfeier.
Bei jeder Aktivität (außer der
Sex-Education) wird immer eine Vorführung von den Freiwilligen
erwartet. Das kann ein Theaterstück, ein Tanz, Gesang oder
sonstiges sein.
Der Sporttag – ein Tag voller Spiele und Wettbewerbe
Für
den Sporttag wurden alle Schülerinnen, Mitarbeiterinnen und
Freiwilligen des Zentrums in vier Gruppen eingeteilt. Jede der
Gruppen hatte eine Farbe (rot, grün, gelb und blau). Bei dieser
Aktivität wurden Wettbewerbe und Spiele zwischen den vier
Gruppen ausgetragen. Dazu gab es von jeder Farbe eine Gruppe
Tänzerinnen, die den Tag über „cheerleadet“
(typisch amerikanisch eben) und so ihre Gruppe bei den Spielen
unterstützt. Außerdem mussten in einer Art Wettbewerb
einstudierte Tänze zu Thai-Liedern vorgeführt werden. Wir
Freiwilligen wurden natürlich „gezwungen“
mitzutanzen. Deshalb wurden in den vier Wochen vorher in jeder
Mittagspause fleißig Tänze einstudiert.
Mir
hat der Sporttag trotz allen Schikanen viel Spaß gemacht. Er
war super organisiert und die Frauen waren mit viel Engagement dabei.
Morgens marschierten wir in unseren Gruppen auf das Spielfeld, wo wir
uns – farblich getrennt natürlich – aufstellten und
das Lied zum Zentrum (Fountain-of-Life-Song) sangen. Danach ging es
zu den abgetrennten Plätzen der einzelnen Gruppen. Ich war im
blauen Team. Es gab viele verschiedene Spiele, wie beispielsweise
Sackhüpfen, „Eierlauf“ mit Limetten und vieles mehr.
Zwischendurch waren unsere Tanzaufführungen. Unser Tanz war dann
sogar fast perfekt vorgeführt. Auch wenn ich mir etwas seltsam
vorkam mit einem blauen Grasrock, Puscheln in den Händen und
einem blauen Band auf dem Kopf.
Auch bei den Spielen durften /
mussten wir Freiwilligen natürlich mitmachen. Das war sehr
anstrengend, weil der Tag sehr sonnig und heiß war. Zum Glück
gab es aber Pavillons, die reichlich Schatten spendeten. Und die
Schülerinnen waren auch den ganzen Tag lang rührend besorgt
um uns. Andauernd hieß es: „Here teacher, cold water.“
oder sie fächelten uns Luft zu. Nach all den Spielen der
Schülerinnen gab es am Schluss noch zwei Spiele der Freiwilligen
und Mitarbeiterinnen. Zum Abschluss standen alle im Kreis und sangen
noch mal ein Lied. Dann wurde gemeinsam aufgeräumt und es gab
ein leckeres Mittagessen!
Loy Krathong
Loy Krathong ist das thailändische Lichterfest. Es findet jedes Jahr in der Vollmondnacht im November statt. Dabei wird den Göttern des Wassers gedankt, dass sie uns jeden Tag Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen geben. Gleichzeitig wird aber auch Schlechtes vertrieben und Gutes gewünscht. In früheren Zeiten bot das Fest außerdem noch die Möglichkeit für Frauen und Männer, sich gegenseitig kennen zu lernen und sich näher zu kommen. Jeder bastelt sich (oder kauft sich) ein Krathong und geht am Abend des Loy-Krathong-Tages an einen Fluss oder Kanal oder (wie wir) ans Meer um das Krathong zu fluten. Die Krathongs sind kleine, wunderschöne Boote, die aus Stücken des Bananenbaum-Stamms und aus Bananenblättern hergestellt werden. Dann werden sie mit allen möglichen Naturalien verziert. Sehr oft natürlich mit Blüten (vor allem Rosen und Lilien) aber auch mit Gemüse wie Chilis, Frühlingszwiebeln oder Kürbisstücken. In das Bananenboot werden eine Kerze und Räucherstäbchen gestellt. Außerdem muss man der Tradition nach noch ein bisschen Geld, sowie Fingernägel und Haare hineinlegen. Fingernägel, Geld und Haare symbolisieren schlechte Zeiten und Glücklosigkeit. Man zündet die Kerze und die Räucherstäbchen an, stellt das Krathong aufs Wasser und drückt es weg, während man sich etwas wünscht. In einem Fluss ist das natürlich leichter als am Meer, wo die Wellen das kleine Boot immer wieder an den Strand zurückschwemmen. Eigentlich sollte man das zusammen mit seinem Partner oder seiner Partnerin machen. Dann kommt es nämlich darauf an, in welche Richtung das Bananenboot schwimmt. Jede Richtung hat eine eigene Bedeutung für das Paar.
Da Loy
Krathong in diesem Jahr auf einen Samstag fiel, hatten wir die
Aktivität dazu im Zentrum schon am Freitag davor. Hier haben
die Frauen in kleinen Gruppen ihre eigenen Krathongs basteln dürfen.
Jede Gruppe hat ein oder zwei Boote gemacht, die dann am Ende des
Vormittags an die Gäste versteigert wurden.
Wir Freiwilligen
mussten morgens schon um halb acht beim Frisör unten im Zentrum
sein. Dort wurden uns von den Schülerinnen die Haare schön
gemacht und hochgesteckt. Dann wurden wir noch geschminkt und
angezogen. Wir „durften“ nämlich den ganzen Tag mit
traditionellen Thai-Kostümen herumlaufen, die wir für
unsere Vorführung – einen traditionellen Thai-Tanz –
brauchten. Leider war das nicht sonderlich bequem und vor allem
konnten wir den ganzen Vormittag nicht auf die Toilette gehen.
Während die Frauen die Krathongs bastelten gab es noch Karaoke
(immer ein oder zwei der Frauen sangen ein Lied). Danach kamen wir
mit unserem Tanz und dann noch die Mitarbeiterinnen, die sich auch
eine Art Tanz ausgedacht hatten. Es war ein schöner Vormittag,
der wie immer mit dem gemeinsamen Mittagessen endete.
Am
Loy-Krathong-Tag selber sind wir abends zusammen mit Nok, einer
Thai-Freiwilligen aus dem Zentrum, an den Strand gegangen und haben
unsere Krathongs geflutet. Am Strand war sehr viel los. Überall
wurden die Bananenboote sowie Essen und Getränke verkauft.
Außerdem wurde andauernd irgendwo Feuerwerk abgeschossen. Nach
dem mehr oder weniger erfolgreichen Fluten unserer Krathongs (es war
gerade Ebbe und wir mussten erst mal durch’s Watt bis zum Meer
waten) waren wir noch gemütlich ein Eis essen.
Weihnachtsfeier
Obwohl
bis auf drei Schülerinnen alle Frauen im Zentrum Buddhisten
sind, wird Weihnachten groß gefeiert. Das mag auch daran
liegen, dass Pattaya eine Touristen-Stadt ist und viele der Frauen
einen westlichen Freund haben. Trotzdem wissen die Frauen sehr wenig
über den eigentlichen Grund von Weihnachten. Deshalb wurde vor
der Weihnachtsfeier im Zentrum ein Tag darauf verwendet, den Frauen
etwas über die biblische Geschichte der Geburt Jesu zu
erzählen.
Die
Weihnachtsfeier selbst war sehr groß und chaotisch. Außerdem
war sie der letzte „Schultag“ (am 12. Dezember), seither
sind Ferien im Zentrum. An diesem letzten Tag durften die Frauen ihre
Freunde und Familien mitbringen. Und auch sonst waren viele Gäste
eingeladen und da (wie auch meine Eltern). Dementsprechend ging es
auf dem kleinen Gelände vor dem Zentrum, wo die Feier stattfand,
auch zu wie in einem Ameisenhaufen. Das wichtigste war vor allem der
Besuch des Bischofs der Diözese. Dieser kommt jedes Jahr ins
Zentrum und hält die Eröffnungsrede. Danach gab es viele
verschiedene Vorführungen von den Schülerinnen und
natürlich auch von uns Freiwilligen. Wir haben Weihnachtslieder
in verschiedenen Sprachen gesungen und dazu passende Bewegungen
gemacht. Es waren ein Lucia-Lied auf Dänisch, „Mache dich
auf und werde Licht“ auf Deutsch und „Oh Tannenbaum“
(„O dänneboom“) auf Flämisch. Zum Abschluss
haben wir noch ein kleines Weihnachtslied auf Thai gesungen und alle
Anwesenden durften einstimmen. Auch wenn unser Gesang ziemlich
grausam klang, hat es den Anwesenden trotzdem gefallen. Die anderen
Vorführungen waren traditionelle Thai-Tänze, moderne Tänze,
Gesang und eine Modenschau. Der etwas dünne Santa Claus (ein
Boyfriend) konnte zaubern und hat allerlei Späße mit den
Frauen gemacht. Neben den Shows gab es für die Schülerinnen
noch Spiele und Losaktionen. Außerdem konnte man (von den
Frauen selbst hergestellte) Dinge wie Schals und Mützen kaufen,
sich die Beine massieren lassen und nicht zu vergessen, das leckere
Essen, das die Schülerinnen gekocht und verkauft haben,
genießen. Die Weihnachtsfeier war also keineswegs besinnlich
sondern gab einem das Gefühl auf einem Jahrmarkt zu sein.
Andere Feste – von Hochzeiten und Verlobungen
Mittlerweile durfte ich auch schon eine Thai-Hochzeit sowie eine Verlobung miterleben.
Hochzeit im Kinderzentrum – eine Mischung aus katholischen und buddhistischen Traditionen
P'Wannie
- eine der Mitarbeiterinnen aus dem Kinderzentrum – hat am
Abend von Loy Krathong ihren Lebensgefährten (auch Thai)
geheiratet. Alle anderen Mitarbeiterinnen und Freiwilligen aus den
Fountain-of-Life-Zentren waren eingeladen. Da wir unseren Thai-Tanz
noch einmal aufführen durften, mussten wir schon früher
kommen um wieder in unsere Kostüme zu schlüpfen (in denen
wir den ganzen Abend verbracht haben). Allerdings waren die Kostüme
diesmal etwas anders als bei der LoyKrathong-Aktivität im
Frauenzentrum.
Die Zeremonie
begann um 17 Uhr und fand im Kinderzentrum statt. Alle Menschen zogen
mit viel Musik und Tanz und Geschrei zum Eingang der Festhalle, in
der sich die Braut befand. Am Ende des Zugs kam der Bräutigam.
Bevor er in die Halle konnte, musste er ein silbernes und ein
goldenes Band „zerschneiden“. Diese symbolisieren
Reichtum (das silberne Band besteht aus Geldscheinen) und ewige Liebe
(das goldene Band – eine Kette). Innen trifft er dann seine
Braut und die beiden ziehen durch den Gang ein. Danach folgte die
Hochzeitszeremonie, die eine Mischung aus buddhistischen Traditionen
und katholischen Trauungsriten war. Gesungen wurden viele
katholische Lieder (auf Thai), da P'Wannie diese so liebt. Nach der
Zeremonie zieht das Paar aus und wird dabei mit Blütenblättern
beworfen. Es folgen sehr viele Bilder, weil sich jeder mit dem Paar
fotografieren lassen will. Danach gab es Programm (unser Tanz, der
Tanz der Thai-Mitarbeiterinnen, ein Tanz von ein paar Kindern) und
anschließend das Abendessen. Währenddessen wurde auch
wieder Karaoke gesungen. Nach dem Essen gab es für jeden noch
ein Stück der großen Hochzeitstorte und dann war die
Hochzeit auch schon zu Ende.
Verlobungsfeier in großem Stil
Die Verlobung von Nang, einer anderen Mitarbeiterin aus dem Kinderzentrum, und Martin, ihrem englischen Boyfriend, fand schon morgens um 9 Uhr statt. Wie üblich mussten wir schon früher dort sein, da wir in der Einzugs-Parade des „Bräutigams“ mittanzen durften. In der Parade wird getanzt, gesungen und geschrien und außerdem werden verschiedene Dinge (vor allem Lebensmittel) mitgetragen. Da gab es beispielsweise einen ganzen Schweinekopf und zwei Hühner sowie Süßigkeiten, Bananen und weiteres. Jedes dieser Dinge hat eine eigene Bedeutung. Die Zeremonie, die ebenfalls im Kinderzentrum stattfand, war traditionell Thai, obwohl Martin ja ein Engländer ist. Es war eine sehr schöne Zeremonie mit vielen interessanten und bedeutungsvollen Handlungen. Zum Beispiel darf jeder Anwesende dem Verlobungspaar weiße Bänder um den Arm binden und ihnen dabei alles mögliche wünschen. Diese Bänder müssen die beiden dann 7 Tage lang tragen, damit das gewünschte Glück auch in Erfüllung geht. Nach der Zeremonie (und dem natürlich obligatorischen Fotografier-Wahn) im Zentrum ging es dann in ein Irisches Pub zum Mittagessen. Es gab sowohl Thailändische als auch Europäische Speisen. Den Champagner gab es erst nach dem Essen, sozusagen zum Verlobungskuchen. Damit endete das Fest dann auch.
Jetzt
genieße ich noch den Rest meiner Ferien gemeinsam mit meinen
Eltern. Letzte Woche waren wir für sechs Tage im Norden
Thailands und zu Silvester werden wir wohl an den Stränden im
Süden liegen.
Am
7. Januar fängt dann der Unterricht wieder an.
Über Rückmeldungen und Fragen zu meinem Rundbrief oder über Nachrichten von zu Hause freue ich mich natürlich.
Viele Grüße aus dem sonnigen und heißen Thailand
Eure / Ihre Cornelia